Berlin-Brandenburgische Schiffahrtsgesellschaft e. V.  
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Vereinslogbuch

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"Winter ade - wir dampfen an!"
am 18. April 2009

Ein erfolgreicher Saisonauftakt: Andampfen 2009

Nach langer und arbeitsreicher Winterpause wurde es am Samstag, dem 18.04.2009, wieder lebendig in unserem Hafen. Aufgewacht aus dem Winterschlaf herrschte seit dem frühen Morgen munteres Treiben auf den Schiffen im Historischen Hafen. Nach mehreren Tagen intensiver Vorbereitung auf unserem Flaggschiff „Andreas“ wurden wieder der Kessel angeheizt und Dampf aufgemacht und die Kombüse ausgerüstet. Noch vor wenigen Tagen war ein Schwarm fleißiger Vereinsmitglieder mit Deckwaschbesen und Wasserschlauch über „Andreas“ hinweggefegt und hatte unseren alten Dampfer wieder zum Glänzen gebracht. Ein Probelauf der Maschine verlief dank des fähigen Maschinenpersonals erfolgreich und so waren Flaggschiff und Museumsflotte bereit für die zu erwartenden Fahrgäste.

Die Presse wurde rechtzeitig informiert und so war sogar im Radio einige Male ein Hinweis auf unser Ereignis zu hören. Leider spielte das Wetter nicht ganz so mit wie erhofft, so daß nicht alle Schiffe voll besetzt aufbrachen, was der allgemeinen frühlingshaften Hochstimmung jedoch keinen Abbruch tat. Kurz vor der Abfahrt fand ein kurzes Treffen der Schiffsführer des Konvois statt, um die Reihenfolge der Schiffe und weitere Einzelheiten abzusprechen. Daraufhin wurden die Fahrzeuge besetzt und die Fahrt mit einem lauten Signal aus der Dampfpfeife pünktlich begonnen. Die Schiffe verließen geordnet den Hafen. Im Gegensatz zu einigen vergangenen Konvoifahrten blieben alle Fahrzeuge während der Fahrt dicht beisammen. Dies war gerade für die Schiffsführer der schnelleren Schiffe nicht immer einfach, aber alle blieben in ihrer zugewiesenen Position. So konnten auch die etwas langsameren Schiffe Anschluß halten. Wie gut dies nach außen hin wirkte, war am Folgetag sogar in der Wochenendbeilage der „Morgenpost“ zu lesen, auf einem von der Elsenbrücke gemachten Foto, welches diesmal wirklich den gesamten Verband zeigte. Aber dies war erst der Anfang. Die Reise bot dieses Mal mehr als eine einfache Rundfahrt. Nach dem bekannten Weg von Treptow durch das Industriegebiet Oberschöneweide erreichte der Konvoi Köpenick. Nach Passieren der Langen Brücke wurde ein kleiner Abstecher um die Köpenicker Schloßinsel gemacht. Im Frauentog fand genau an diesem Tage ein Treffen der Köpenicker Segelvereine im Rahmen des Saisonbeginnes statt. Viele Segler waren auf der Dahme unterwegs, um diesem Ereignis beizuwohnen. Der den Verband anführende „Karl-Heinz“ kurvte um die Schloßinsel herum und führte den Verband der Museumsschiffe ins Zentrum des Geschehens am Frauentog. Vorsichtig nahm der Konvoi Kurs durch die bereitwillig ausweichenden Segelboote. Dampfpfeife und Typhon wurden ausgiebig zur Grußerweisung genutzt und die Verantwortlichen des Seglertreffens ließen sich es nicht nehmen, sich bei unserem Verband über UKW-Funk ausdrücklich für den kleinen Abstecher zu bedanken. Bis weit hinter der Regattastrecke Grünau kamen uns immer wieder Segler entgegen. Das Winken und gegenseitige Grüßen nahm kein Ende. In den Bootshäusern und Seglervereinen an der Strecke herrschte emsiges Treiben, die Boote wurden klargemacht und die Freude über den Saisonstart nach der kalten Jahreszeit war vielen Sportsfreunden an Land und auf dem Wasser anzumerken. So erreichten die Museumsschiffe schließlich den Seddinsee. Wer bis jetzt noch nicht wußte, was unter einer Dwarslinie zu verstehen ist, konnte eine solche am praktischen Beispiel erleben. Wie vorher verabredet, reihten sich alle teilnehmenden Schiffe nebeneinander an einer unsichtbaren Linie auf. Die Schiffsführer versuchten, die Steven ihrer Schiffe bei ganz langsamer Fahrt auf gleicher Höhe zu halten und warteten auf das erlösende Signal vom Flaggschiff. Und das ließ nicht lange auf sich warten. Nach einem langen Ton aus der Dampferpfeife, in den alle vorhandenen Signalhörner der Schiffe einstimmten, wurden die Gashebel nach vorn geschoben, die Motoren brüllten auf, der Dampf bahnte sich mit großer Gewalt seinen Weg in die Zylinder der Dampfmaschine auf „Andreas“ und die Schiffe schossen mit voller Fahrt voran. Vom Oberdeck des rechts außen fahrenden Dampfers bot sich ein tolles Bild: schäumendes Schraubenwasser, imposante Bugwellen und die eine oder andere dunkle Abgasfahne eines mit Volllast drehenden Schiffsdiesels. Es war, als würden die Maschinen nach langer Winterpause endlich wieder durchatmen können. Bereits nach wenigen Minuten war der lange Seddinsee überquert und alle teilnehmenden Fahrzeuge nahmen in mustergültiger Ordnung ihre Position im Konvoi wieder ein. „Karl-Heinz“ fuhr wieder voran und alle anderen folgten in das relativ enge Fahrwasser des Gosener Kanals. Nach einem großen Bogen auf dem Dämeritzsee tuckelte der Verband der Museumsschiffe durch Klein-Venedig und wurde von den Anwohnern am linken und rechten Ufer zum Teil recht lautstark begrüßt. Als ob man nur auf den Dampfer und sein lautes Signal gewartet hätte, versuchten einige Enthusiasten sogar durch den Einsatz von Blasinstrumenten den Schiffen eine kräftige Antwort zu entlocken, die natürlich prompt folgte. So dürfte in Rahnsdorf wohl auch der letzte Laubenpieper aus der mittäglichen Ruhe geweckt worden sein. Nach dem Erreichen des Großen Müggelsees wurde das Manöver vom Seddinsee wiederholt. Mit Rücksicht auf die auch in diesem Jahr zur selben Zeit stattfindende Optimisten-Regatta des Segelnachwuchses wurde die wilde Fahrt jedoch schnell wieder unterbrochen und der Konvoi kurvte artig um den letzten kleinen Segler, der das Fahrwasser kreuzte, herum. Die Begleitboot-Besatzungen, die wohl mit Sorge die heranrauschenden Bugwellen beobachtet hatten, winkten letztlich erleichtert und dankbar für die Rücksichtnahme herüber. Weiter ging die Fahrt durch die Müggelspree an Friedrichshagen vorbei zurück nach Köpenick. Auch auf der Rückfahrt behielt der Konvoi seine Formation bei, die langsameren Fahrzeuge konnten Schritt halten und so boten die Museumsschiffe durchweg einen Anblick von Geschlossenheit und Zusammengehörigkeit. Nach dem Anlegen im Historischen Hafen konnte man trotz des fast durchgängig bedeckten Himmels auf eine erfolgreiche Fahrt zurückblicken. Von technischer Seite gab es keine Probleme, die Dampfmaschine auf „Andreas“ hatte nach der Winterpause und den nötigen Reparaturen wieder einwandfrei ihren Dienst versehen und auch die privaten Museumsschiffe erreichten alle wieder wohlbehalten den Heimathafen.
Beim abschließenden abendlichen Beisammensein konnte man die einhellige Meinung vernehmen, daß diese Fahrt ein toller Saisonauftakt war, dem in diesem Jahr bestimmt noch einige Höhepunkte folgen werden. Freuen wir uns auf die nächsten Fahrten!

Berlin, den 27.05.09
Guido Clement

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